18.10.2022

„Gemeinsame Entscheidungen treffen“

Bei einer gemeinsamen Veranstaltung der Kleinen Riesen Nordhessen, dem Bistum Fulda und der Katholischen Akademie im Bistum Fulda wurde am Dienstagabend (18. Oktober 2022) im Bonifatiushaus in Fulda das Thema Spiritual Care in der Palliativversorgung von den Diskutanten aus den unterschiedlichen Blickwinkeln ihrer Profession beleuchtet.

Zu Beginn dieses Akademieabends richtete Prof. Dr. Michaela Nathrath, Direktorin des Klinikums Kassel für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie, Psychosomatik und Systemerkrankungen und ehrenamtliche Gesellschafterin der Kleinen Riesen Nordhessen gGmbH, als Kinderärztin den Blick auf die spirituelle Begleitung. Jährlich werden über 1000 wissenschaftliche Publikationen pro Jahr zum Thema Spiritual Care veröffentlichtet. Das sei eine enorme Entwicklung und damit rücke Spiritual Care zunehmend in den Vordergrund. „Heute treffen wir gemeinsam mit den Patienten eine Entscheidung. Das bedeutet, dass wir als Ärzte eine neue Rolle einnehmen und die Perspektive der Patienten entscheidend ist“, fasst Michaela Nathrath die neue ärztliche Aufgabe zusammen. Für Bischof Dr. Michael Gerber, der zugleich auch Botschafter der Kleinen Riesen ist, bedeutet Spiritual Care das Zulassen der unterschiedlichen Dimensionen, die unser Leben und Sterben ausmachen. „Ich begleite Menschen in ihrem Tempo und ihren Wünschen und dies kann eine geheimnisvolle Dynamik annehmen.“ Die christliche Deutung von Spiritual Care sei für ihn das Leben der eigenen Kreativität und des eigenen Charismas mit der eigenen Begrenzung, aber man lasse sich nicht darauf reduzieren. „Es sind im Wesentlichen drei Elemente: Die Erfahrung der Originalität, die Erfahrung der Grenze und die Erfahrung, dass in dieser Grenze etwas ist, was leben kann.“ Zu Beginn dieses Akademieabends richtete Prof. Dr. Michaela Nathrath, Direktorin des Klinikums Kassel für Pädiatrische Hämatologie und Onkologie, Psychosomatik und Systemerkrankungen und ehrenamtliche Gesellschafterin der Kleinen Riesen Nordhessen gGmbH, als Kinderärztin den Blick auf die spirituelle Begleitung. Jährlich werden über 1000 wissenschaftliche Publikationen pro Jahr zum Thema Spiritual Care veröffentlichtet. Das sei eine enorme Entwicklung und damit rücke Spiritual Care zunehmend in den Vordergrund. „Heute treffen wir gemeinsam mit den Patienten eine Entscheidung. Das bedeutet, dass wir als Ärzte eine neue Rolle einnehmen und die Perspektive der Patienten entscheidend ist“, fasst Michaela Nathrath die neue ärztliche Aufgabe zusammen. Für Bischof Dr. Michael Gerber, der zugleich auch Botschafter der Kleinen Riesen ist, bedeutet Spiritual Care das Zulassen der unterschiedlichen Dimensionen, die unser Leben und Sterben ausmachen. „Ich begleite Menschen in ihrem Tempo und ihren Wünschen und dies kann eine geheimnisvolle Dynamik annehmen.“ Die christliche Deutung von Spiritual Care sei für ihn das Leben der eigenen Kreativität und des eigenen Charismas mit der eigenen Begrenzung, aber man lasse sich nicht darauf reduzieren. „Es sind im Wesentlichen drei Elemente: Die Erfahrung der Originalität, die Erfahrung der Grenze und die Erfahrung, dass in dieser Grenze etwas ist, was leben kann.“

„Es war ein friedvoller Abschied von Marie bei uns zuhause“

Dass besonders Kinder mit einer lebenslimitierenden Erkrankung und ihre Familien eine ganzheitliche Betreuung brauchen, erläuterte eindrucksvoll Monika Tomovska im Gespräch mit Kerstin Leitschuh. Ihr Sohn verstarb vor zehn Jahren, ihre zweijährige Tochter im Frühjahr dieses Jahres. „Natürlich haben wir uns die Frage gestellt, warum passiert uns das ein zweites Mal. Aber unsere Liebe zu unseren Kindern ist so unendlich groß. Mit unserer Tochter wollten wir den letzten Weg so schön wie möglich zuhause bei uns, gemeinsam mit dem Team der Kleinen Riesen, gehen.“ Bereits im Klinikum Fulda gab es den ersten Kontakt zum Team der Kleinen Riesen. „Wir waren so dankbar, dass wir sie hatten. Es war sehr schwer, mit einem Kind nach Hause zu gehen, bei dem man weiß, es wird früh sterben“, erinnert sich die Mutter. Die Ärzte, Pflegekräfte, die Sozialarbeiterin und die psychologische Beraterin des KinderPalliativTeams begleiteten die Familie zuhause. „Wir haben alle Angebote der Kleinen Riesen gebraucht. Wir haben immer alle gemeinsam entschieden, was wir Marie Gutes tun können. Es war ein friedvoller und gelungener Abschied von Marie, bei uns zuhause in der Familie.“ Nach Maries Tod ist die Familie derzeit weiterhin in Begleitung bei der Trauerbegleiterin der Kleinen Riesen. „Das tut so gut“, sagt die Mutter dankbar.

Gemeinsam ist wichtig

In einer Gesprächsrunde unter der Moderation von Akademiedirektor Gunter Geiger beleuchteten Trauerbegleiterin Beate Burmester, Kinderarzt Dr. Merlin Deckers, Klinikseelsorgerin Regina Gries, Kinderkrankenschwester Elke Thomé sowie Bischof Dr. Michael Gerber und Prof. Dr. Michaela Nathrath die umfassende Sorge für den Patienten aus seelsorgerlicher, pflegerischer, psychologischer, medizinischer und theologischer Perspektive. Es wurde deutlich, wie wichtig es ist, dass in der Behandlung alle beteiligten Fachrichtungen sich gleichberechtigt einbringen und ergänzen können. Elke Thomé erläuterte dies an der guten Zusammenarbeit aller Fachbereiche bei den Kleinen Riesen „Wir besprechen uns sehr intensiv zu den von uns betreuten Familien. Da gibt es keine Hierarchien und alle unsere Expertisen sind wichtig.“

Spiritualität und Glaube

Die Gesprächsrunde tauschte sich auch darüber aus, was Spiritualität in der Begleitung von Menschen in Krisen heißt. Bischof Gerber: „Es geht darum, den Menschen zu begleiten und in der Form da sein, wie es dem Menschen gerade guttut.“ Er wies darauf hin, dass die allermeisten Begegnungen, die Jesus mit Leidenden hatte, nicht damit endeten, dass diese ihm dauerhaft nachfolgten. „Vielmehr waren es ganz viele punktuelle Begegnungen mit Menschen, in denen er heilte und ganz für sie da war.“ Regina Gries bestätigte dies aus Sicht der Klinikseelsorge. Auch Menschen, die vordergründig nicht religiös seien, haben eine Offenheit für eine spirituelle Ebene: „Da ist eine Sehnsucht nach einem Gehaltensein bei Gott.“ Diese Offenheit und auch die vielfältigen Zugänge der Menschen zur Spiritualität erlebt auch Beate Burmester in der Trauerbegleitung. Sie frage in den Gesprächen das Gegenüber auch, was es glaube. „Oft entdecken die Menschen dann Ressourcen, die sie spirituell tragen. Das kann dann z. B. das Erleben von Werden und Vergehen in der Natur sein.“ Dass ein Verankert-Sein im Religiösen hilft, mit schwierigen Situationen umzugehen, weiß auch Michaela Nathrath: „Es gibt zahlreiche Studien, die dies bestätigen.“

Spiritual Care als Haltung

Auch Profis brauchen eine Haltung, die Spiritual Care in der Behandlung zulässt und wachhält, für die mehrdimensionalen Bedürfnisse der Patienten und ihrer Familien. Auch sie müssen aushalten, diesen existentiellen Themen am Lebensende zu begegnen. Merlin Deckers wies darauf hin, dass Ärzte zunächst die medizinische Versorgung sicherstellen müssen. Wenn diese funktioniere, können sie sich den weiteren Bedürfnissen der Patienten und deren Familien wie Sinnfragen oder Schuldgefühlen stellen: „Das finde ich sehr schade. Ich würde gerne viel präsenter zu diesen Fragen sein. Dafür brauche ich aber Zeit und manchmal auch etwas Mut.“

 

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